Automatisierung bewegt die Menschen seit tausenden von Jahren. Das belegen Dokumente aus dem antiken Griechenland oder dem alten Ägypten. Schon damals war das Streben nach mehr Effizienz ein wesentlicher Grund, weshalb die Menschen an Ideen tüftelten, wie man Tätigkeiten automatisiert ausführen konnte.
Schon Aristoteles formulierte: «Wenn jedes Werkzeug auf Geheiss, oder auch vorausahnend, das ihm zukommende Werk verrichten könnte, wie des Dädalus Kunstwerke sich von selbst bewegten oder die Dreifüsse des Hephästos aus eigenem Antrieb an die heilige Arbeit gingen, wenn so die Weberschiffe von selbst webten, so bedürfte es weder für den Werkmeister der Gehilfen noch für die Herren der Sklaven» (Biese, 1842). Auch der Begriff «Automation» stammt aus dem antiken Griechenland. Er ist abgeleitet vom Namen der griechischen Göttin Automatia, der «Göttin des freiwaltenden Glückes und der ohne menschliches Zutun eintretenden Ereignisse» (Georges, 2014).
1 Jahrhundert n. Chr: Der erste Automat
Eine erste Überlieferung einer Automatisierung stammt aus Ägypten im ersten Jahrhundert nach Christus. Der Mathematiker und Ingenieur Heron von Alexandria schuf damals den ersten Verkaufsautomaten (Danner, 2019).

Wie genau sich die Automatisierung entwickelt hat, können Historiker nicht konkret sagen. Klar ist, dass sich der bedeutendste Schritt in der Geschichte der Automatisierung in der ersten industriellen Revolution im späten siebzehnten Jahrhundert vollzog (Danner, 2019). Durch den Einsatz von dampfkraftgetriebenen Webmaschinen wurde die Textilindustrie im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts grundlegend mechanisiert. Dies führte zu enormen Produktionssteigerungen und zugleich entstanden die ersten Konflikte über die «Entwertung von Kompetenzen» und die «Verdrängung der Menschen durch Maschinen» (IGZA, 2019).

Durch die Erfindung der Elektrizität wurde die Mechanisierung der Industrien weiter vorangetrieben. 1913 nahm Henry Ford die erste Fliessbandfertigung für das Automodell «Tin-Lizzy» in Betrieb (Günnel, 2015).

Ein weiterer Meilenstein der Automatisierung fand im Jahr 1956 statt, als der US-Amerikaner George Devol den ersten Industrieroboter erfand (Unger, 2017). Die industrielle Automation nahm in den siebziger und achtziger Jahren mit der flächendeckenden Robotisierung von Automobilfabriken weiter Fahrt auf. In den so genannten «lights out»-Fabriken übernahmen Roboter immer mehr Aufgaben der Produktion, die bisher von Menschen ausgeführt wurden (Danner, 2019).
Heute ist die Roboterisierung in Fabriken enorm weit fortgeschritten. Das Video zeigt eindrücklich, zu was Roboter oder «Cobots» in physischen Arbeitswelt heute in der Lage sind und wie sie menschliche Arbeitskraft fast vollständig ersetzen.
Automatisierung erreicht die Büroetagen
Mit der Verbreitung des Personal Computer Ende der siebziger Jahre und dem Beginn des Informationszeitalters wurde Automatisierung auch für nicht physische Arbeit relevant. Besonders interessant wurden Automatisierungs-Technologien für die Auswertung von Daten, weil diese mit der Computerisierung stark anstiegen.
Mit der Einführung von Tabellenkalkulationssoftware in den achtziger Jahren wurde es möglich, auf einfache und günstige Art und Weise Daten zu erfassen und teilweise bereits automatisiert auszuwerten. In dieser Zeit entstanden auch die ersten professionellen teil- und vollautomatisierten Datenanalyse-Techniken, die zu den ersten Formen von Data Mining zählen (Hsinchun Chen, R. H. L. C. & Storey, V. C. 2012).

Mit dem Aufkommen des Internets Ende der 90er Jahre entwickelte sich die automatisierte Datenanalyse rasant weiter. Auf dieser Basis entstand das datenbasierte und automatisierte Online-Marketing. Mit der weiteren Entwicklung hin zu mobilen Endgeräten und zum Internet of Things wuchsen die Datenströme in der Menge und Geschwindigkeit massiv an. Gleichzeitig wurden intelligente Technologien entwickelt, um diese Daten automatisiert auszuwerten. Dieses Phänomen wird heute mit dem Begriff Big Data zusammengefasst. Seit der Einführung von modernen IT-Infrastrukturen können nebst Datenanalysen mittels Business Process Automation (BPA) auch ganze Geschäftsprozesse automatisiert werden.
Effizienz ist der Treiber der Automatisierung
Anhand dieser Entwicklung ist erkennbar, dass Effizienzsteigerung und Kostensenkung seit jeher zu den Kerntreibern der Automatisierung gehören. Und diese Treiber sind auch heute entscheidend. Denn je leistungsfähiger die Technologien werden, desto mehr Effizienz und Kostenersparnis können sie den Unternehmen bringen. Danner (2019) prophezeit deshalb:
«[…] we will witness an equally potent wave of automation, overturning commonly held beliefs of ‹oh we will never automate that› again and again.»
George E. Daher
Die Bedeutung dieser intelligenten Technologien, der damit einhergehenden Automatisierung und deren Folgen werden von Wirtschaftsexperten auch als Revolution bezeichnet, als eine vierte industrielle Revolution, die mit ihrer «machtvollen Konvergenz von Digital-, Bio- und physischen Technologien […] die Arbeitsmärkte auf den Kopf stellen» (Schwab, 2017). und auch Fragen aufwerfen, was das «Mensch-Sein» überhaupt bedeutet (Schwab, 2017).
Wir erleben einen Automatisierungs-Boom
Diese neuen Möglichkeiten der Automatisierung liegen nach Ansicht von Experten im Fortschritt und Zusammenspiel von drei zentralen Technologie-Feldern: Computing, Big Data und künstlicher Intelligenz (Bünte, 2018; Danner, 2019).
- Computing ist heute so leistungsfähig wie noch nie und auch mobil. Komplexe Prozesse wie eine Sprach- oder Gesichtserkennung können auch auf mobilen Geräten mühelos prozessiert werden.
- Gleichzeitig stehen Unternehmen eine schier unendliche Menge an Daten zur Verfügung, die von Menschen, Organisationen, Sensoren oder Dingen (Internet of Things) erzeugt werden. Aus Big Data können Unternehmen präzise und geschäftsrelevante Erkenntnisse über Kundenverhalten oder Trends gewinnen (Weiner et al., 2016, p. 4).
- Der Fortschritt der künstlichen Intelligenz (KI) kann als «Ermöglicher» der voranschreitenden Automatisierung gesehen werden. KI, die auf hohe Rechenleistung und grosse Datenmengen zugreifen kann, erlaubt eine Automatisierung von komplexen Aufgaben. Der Markt für AI steigt rasant, und damit auch die Möglichkeiten, welche die Technologie bietet.
Quellen
- Biese, F. (1842). Die Philosophie des Aristoteles. Zweiter Band. Berlin: G. Reimer
- Georges, K. E. (2014). Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. Band 1 (A-B) Neusatz der 8. Auflage von 1913. Berlin: Zenodot Verlagsgesellschaft.
- Danner, G. E. (2019). The executive’s how-to guide to automation. Cham: Springer
- IGZA (2019). Geschichte der Automatisierung und ihre Auswirkungen auf Arbeit und Beschäftigte. Abgerufen von http://igza.org/projekt/automatisierung/
- Günnel, T. (2015). Fließbandfertigung im Wandel der Zeit. Abgerufen von: https://www.automobil-industrie.vogel.de/fliessbandfertigung-im-wandel-der-zeit-a-481543/
- Unger, A. (2017). Die Geschichte der Robotertechnik begann 1954. Abgerufen von https://www.ke-next.de/robotik/die-geschichte-der-robotertechnik-begann-1954-108.html
- Hsinchun Chen, R. H. L. C., & Storey, V. C. (2012). Business Intelligence and Analytics: From Big Data to Big Impact. MIS Quarterly, 36(4), S. 1165–1188Biese, F. (1842). Die Philosophie des Aristoteles. Zweiter Band. Berlin: G. Reimer
- Schwab, K. (2017). Folgen der vierten industriellen Revolution. Neue Zürcher Zeitung. 14.1.2017. Abgerufen von https://www.nzz.ch/meinung/globalisierung-und-beschaeftigung-folgen-der-vierten-industriellen-revolution-ld.139753Biese, F. (1842). Die Philosophie des Aristoteles. Zweiter Band. Berlin: G. Reimer
- Schwab, K. (2017). The Fourth Industrial Revolution. Abgerufen von: https://www.weforum.org/about/the-fourth-industrial-revolution-by-klaus-schwab